Kammermusik: »Sommerserenade«
Der jüngere Bruder Joseph Haydns, Michael, besaß nicht den internationalen Ruf und vermutlich auch nicht das Genie seines Bruders, war aber ein recht produktiver Komponist, dessen Oeuvre sich – als Kirchenmusiker in Salzburg – im Wesentlichen in Sakralkompositionen erschöpfte. Seinem Bruder voraus hatte er eine große Experimentierfreude an exotisch anmutenden Instrumentationen, so auch in seinem Quartett C-Dur für Englischhorn, Violine, Violoncello und Kontrabass! Wer nun dahinter einen einfachen Serenadensatz vermutet, wird von Beginn an eines Besseren belehrt, denn Haydn weiß genau um den kompositorischen Stil seines Bruders Joseph, und es entspinnt sich ein ebenso unterhaltsames wie hochwertiges Stück Kammermusik. Genie pur, wenn auch in ganz anderer Form, offenbart sich in den 6 Streichersonaten des jugendlichen Gioacchino Rossini, über welche der Komponist später schreibt: „...jene sechs schrecklichen Sonaten, die ich auf dem Landgut meines Freundes Triossi nahe Ravenna komponierte, als ich noch im kindlichsten Alter war und so gut wie keinen Unterricht genossen hatte; das Ganze komponiert in drei Tagen und aufgeführt von meinem Mäzen Triossi, seinem Vetter Morini und dem Bruder des letzteren, die wie Hunde spielten, sowie mir selbst als zweitem Geiger, der ich mich bei Gott am wenigsten wie ein Hund aufführte.“ Einen großen Schnitt macht die Sommerserenade zum Abschluss mit Darius Milhauds Suite „Les rêves de Jacob“. Darius Milhaud, Spross einer provenzalisch-jüdische Familie, wirkte zunächst in Paris als Kopf der Komponistengruppe „Groupe des Six“. Seine musikalischen Impulse erhielt er von der südfranzösischen (und brasilianischen) Folklore und dem Jazz. Außerdem befasste er sich intensiv mit Polytonalität. Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs emigrierte er in die USA. Infolge des überstürzten Aufbruchs gingen zahlreiche seiner bisherigen Werke verloren. In Amerika beschäftigte er sich neben intensiver Lehrtätigkeit unter anderem mit alternativen Konzertformaten und schuf verschiedene „Kammeropern“, szenische Werke mit kammermusikalischer Besetzung. In diese Zeit fällt auch die biblische Geschichte von Jakob und der Himmelsleiter, die heute nur noch in Form der nun aufgeführten Suite erhalten ist.
Maki Kalesse-Sugano, Oboe
Marlise Riniker, Violine
NN, Viola
Jonas Palm, Violoncello
Gayoung Lee, Kontrabass
Michael Haydn
Quartett C-Dur
Gioachino Rossini
2 Streichersonaten
Darius Milhaud
Les rêves de Jacob
Di 24.06.2025, 19.00 Uhr
Unter der Pyramide, Kreissparkasse Heilbronn