Kammermusik: »Brahms Erben«

Bevor Johannes Brahms sich an die Gattung Streichquartett wagte – sein Respekt vor Haydn, Mozart und Beethoven war lange Zeit übermächtig – versuchte er sich an einer anderen Streicherbesetzung, die zwar Vorläufer hatte, aber bis dato kaum eine Rolle spielte: Das Streichsextett aus 2 Violinen, 2 Violen und 2 Celli. Die in der Folge entstandenen zwei Sextette gehören zu den absoluten Highlights bei Amateuren wie Profimusikern, und bilden den Ausgangspunkt für eine neue Gattung, deren bekannteste Vertreter Dvořák, Tschaikowski und Schönberg sind. Der junge Erich Wolfgang Korngold, 1897 in Wien geboren, hat Johannes Brahms nicht mehr persönlich gekannt, aber seine Begeisterung für das große Vorbild spricht aus der Komposition eines ebensolchen Streichsextetts im Alter von nur 17 Jahren. „Nur 17 Jahre“ ist im Falle Korngolds irreführend, gehört er doch zu den frühreifsten Komponistenpersönlichkeiten der gesamten europäischen Musikgeschichte und lässt sich in dieser kindlichen Genialität höchstens mit Mozart und Mendelssohn vergleichen. Das Streichsextett ist somit bereits ein reifes, sehr komplexes Werk, welches sich mit Wiener Schmäh über Brahms’sche Formprinzipien hinwegsetzt und auch harmonisch neue Wege Richtung Schönberg und Zemlinsky einschlägt. Mit dem Streichsextett von Andrzej Panufnik begegnet uns eine ganz andere Musik: Es ist die Instrumentalfassung der Motette „Song to the Virgin Maria“, welche Panufniks große Meisterschaft im Umgang mit Streichinstrumenten zeigt: Ein stiller und kontemplativer Kontrapunkt zu Korngold, bevor – mit seinem 2. Streichsextett – „Vater“ Johannes Brahms selbst zu Wort kommt.

Irina Simon-Renes, Violine
Johannes Hehrmann, Violine
Manuel Hofer, Viola
Kamila Mayer-Maslowska, Viola
Patrick Burkhardt, Violoncello
Georg Oyen, Violoncello

Erich Wolfgang Korngold
Streichsextett

Andrzej Panufik
Song to the Virgin Mary

Johannes Brahms
Streichsextett G-Dur op. 36

Di 06.05.2025, 19.00 Uhr
Unter der Pyramide, Kreissparkasse Heilbronn

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