Kammermusik: »Serenata a quattro«
Ludwig van Beethovens 6 Quartette op. 18 erscheinen erst, nachdem sein Mentor und Vorbild Joseph Haydn das Komponieren solcher Quartette eingestellt hatte. 20 Jahre lang hatte der „Erfinder“ dieser Gattung den Markt dominiert, nun tritt der Nachfolger in seine Fußstapfen, traditionsbewusst, aber auch voller innovativem Elan - und mit gesteigerter Herausforderung an die Ausführenden, denn ab nun sind Streichquartette etwas für Profis! Das D-Dur-Quartett gilt – entgegen der editorischen Zählung – als das erste der sechs Quartette. Es ist also gewissermaßen die Visitenkarte eines selbstbewussten jungen Mannes, der sich seiner epochalen Bedeutung längst bewusst ist. Zur Zeit des Pianisten Sergei Rachmaninoff gehörte das Komponier-Handwerk noch zur musikalischen Grundausbildung. Wie viele Virtuosen seiner Generation machte auch er kompositorische Studien in verschiedenen Genres. Dass er sich am Ende auf Werke für Klavier oder Klavier und Orchester konzentrierte, verwundert wenig. Umso kostbarer sind diese kleinen Quartettsätze, die Rachmaninoff im Alter von 16 Jahren zu Papier brachte. Mit Mieczyslaw Weinberg begegnen wir einem typischen jüdischen Musikerschicksal des 20. Jahrhunderts. Hochbegabt und bereits mit 12 Jahren Student am Konservatorium seiner Heimatstadt Warschau, musste er nach dem Überfall auf Polen fliehen, zunächst nach Minsk, schließlich nach Moskau, welches von da an sein Wohnsitz bis zu seinem Tod im Jahre 1996 bleiben sollte. Die menschliche und künstlerische Nähe zu Dimitri Schostakowitsch hat Spuren in seinem Werk hinterlassen, ohne dass Weinberg seinen eigenen Stil aufgegeben hätte. Und er war ein äußerst produktiver Komponist: 22 Sinfonien und 17 Streichquartette (ebenso viele wie Beethoven) zeigen nur einen kleinen Teil seines Schaffens, welches von der Oper bis zur Filmmusik reicht, und welches erst in den vergangenen Jahren schrittweise wiederentdeckt wird. Sein 5. Streichquartett op. 27 schrieb er 1945, noch geprägt von den Schrecken des Krieges, aber bereits mit einem versöhnlichen Ende.
Paulina Gaube, Violine
Johannes Hehrmann, Violine
Till Breitkreutz, Viola
Nadezhda Krasnovid, Violoncello
Ludwig van Beethoven
Streichquartett D-Dur op.18,3
Serge Rachmaninof
2 Sätze für Streichquartett
Mieczyslaw Weinberg
Streichquartett B-Dur op. 27
Di 24.09.2024, 19.00 Uhr
Unter der Pyramide, Kreissparkasse Heilbronn